Neue Kunst im öffentlichen Raum am Hörnbad

Kiel wird um ein vielschichtiges und spielerisches Kunstwerk im öffentlichen Raum reicher: Die Berliner Künstlerin Hanna Bohnen hat in einem Wettbewerb die Jury mit ihrem Beitrag „liquid lines“ überzeugt. Dieser soll nun in den kommenden Monaten am Hörnbad umgesetzt werden.

Der Kunstbeirat der Landeshauptstadt Kiel hatte im Januar diesen Wettbewerb ausgelobt und fünf Künstler*innen zur Teilnahme eingeladen. Ziel war es, ein Kunstwerk zu realisieren, das sich beispielsweise mit der geografischen Lage des Hörnbades zwischen West- und Ostufer, mit der Historie des Ortes oder mit der Funktion des Gebäudes befasst. Über die eingereichten Beiträge wurde Anfang April beraten und eine Umsetzung am Hörnbad soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Eingeladen waren die Künstler*innen Hanna Bohnen (Berlin), Benjamin Mastaglio (Lübeck) und Volker Tiemann (Kiel) sowie die Künstler*innengruppen Wet Dog Collective (Kiel/Hamburg) und 22quadrat (Osnabrück). Die Jury setzte sich zusammen aus Mitgliedern des Kunstbeirats. Den Juryvorsitz hatte Dr. Peter Kruska (Direktor der Stadtgalerie Kiel und Vorsitzender des Kunstbeirates) inne. Die Jury beriet sich in einem anonymen Verfahren und wählte einstimmig den Beitrag mit dem Titel „liquid lines“ für die Realisierung. Damit erhält die Künstlerin Hanna Bohnen 30.000 Euro Preisgeld und wird ihre Arbeit nun am Hörnbad umsetzen.

Der Entwurf „liquid lines“ zeigt eine mäandernde Linie – aufgetragen mit Fahrbahnmarkierungsfarbe –, die sich über den gesamten Bäderboulevard vor der Architektur des Hörnbades erstreckt. Er besticht laut Jury-Begründung „durch seine formale Konzentration und inhaltliche Vielschichtigkeit“. Grundlage dieser Linie ist die körperliche Bewegung im Innenraum des Gebäudes. Mit Hilfe des Motion-Tracking-Verfahrens werden die dreidimensionalen Bewegungen von Schwimmer*innen im Hörnbad aufgezeichnet, digitalisiert und in eine zweidimensionale Linie übersetzt.

Sensoren, die an den Hand- und Fußgelenken von Schwimmer*innen befestigt werden, zeichnen die Schwimmbewegung auf und in der digitalen Verarbeitung wird aus vielen Einzelbewegungen eine zusammenhängende Linie erstellt. Die Betrachter*innen sind eingeladen, dieser Linie mit dem eigenen Blick zu folgen oder sie körperlich abzuschreiten und den eigenen Assoziationen freien Lauf zu lassen. Die Bewegungen im Inneren des Schwimmbades werden so auf subtile Weise in den Außenraum übertragen. Ferner verbinden sich in dieser Linie „Grundfragen künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten und Umsetzungen spielerisch mit Fragen von Begrenzungen und Wegführungen im öffentlichen Raum“, heißt es weiter in der Jury-Begründung.

Als Vorsitzender der Jury dankt Dr. Peter Kruska allen Beteiligten für die Teilnahme an dem Wettbewerb und ihre äußerst unterschiedlichen und qualitätsvollen Entwürfe. Er freut sich, dass mit Hannah Bohnen eine junge Künstlerin ausgewählt wurde, die ihr Studium in Kiel absolviert hat und für ihr bisheriges Werk mit dem jüngsten Gottfried Brockmann Preis ausgezeichnet wurde. Gleichzeitigt sieht er die Arbeit „liquid lines“ als eine gelungene Bereicherung der Kunst im Kieler Stadtraum: „In ihrem Entwurf ‚liquid lines‘ ist es Hannah Bohnen gelungen, über einen minimalen Eingriff mit der dominanten Architektur des Hörnbads in Kommunikation zu treten und diese fast beiläufig und nebenbei um einen unübersehbaren, imaginären Raum zu erweitern.“

Hannah Bohnen lebt und arbeitet in Berlin. An der Kunsthochschule Weißensee begann sie 2020 ihr Meisterschüler*innen-Studium in der Klasse von Friederike Feldmann. Im selben Jahr absolvierte sie das Masterstudium im Fachbereich Bildhauerei an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel bei Elisabeth Wagner und Michael Beutler. Seit 2018 wird sie von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert. „Ich freue mich riesig über diese wunderbare Möglichkeit. Die Gestaltung des Bäderboulevardes am Hörnbad ist für mich besonders spannend, weil ich mich persönlich sehr mit der Stadt Kiel verbunden fühle und meine Arbeit direkten Bezug auf den Ort nimmt“, so die Künstlerin: „Kunst im öffentlichen Raum ist für jede*n rund um die Uhr erlebbar. Gerade in Zeiten einer weltweiten Pandemie, wo die meiste Kunst hinter verschlossenen Türen auf ihre Besucher*innen wartet, wird öffentliche Kunst noch mal mehr relevant.“

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